Das Stipendium ist eine der besten Möglichkeiten, die Promotion zu finanzieren. Etwa jeder vierte Doktorand in Deutschland kommt in den Genuss einer Promotion mit Stipendium. Allein in Deutschland existieren über 2.000 unterschiedliche Stipendienprogramme für Promovierende. Die Fördermöglichkeiten variieren zum Teil stark. Sowohl der Umfang der Förderung als auch die Zugangsvoraussetzungen und Auswahlkriterien sind nicht zuletzt abhängig vom Stipendiengeber, der Fachrichtung der Dissertation oder dem Promotionsthema. Einen Überblick über die verschiedenen Programme sowie Tipps und Links zur Stipendiumsbewerbung findest du in diesem Artikel.
Welches Stipendienprogramm ist das richtige für mich?
Die Auswahl ist groß, doch eins haben all Promotionsstipendien in Deutschland gemeinsam. Sie sind an gewisse Bedingungen, meist in Form von akademischen Leistungen und Erfolgen sowie außeruniversitärem Engagement, geknüpft. Das macht das Promovieren mit Stipendium so besonders. Stipendienprogramm beruhen auf dem Geben und Nehmen zwischen Stipendiat und Stipendiengeber. Welche konkreten Voraussetzungen erfüllt sein müssen und welche Art von Förderung geboten wird, ist dabei höchst unterschiedlich. Diese fünf Kriterien helfen dir bei der Suche nach einem geeigneten Promotionsstipendium.
Individuelle vs. strukturierte Promotion
Der meistgewählte Weg zum Doktortitel führt in Deutschland noch immer über die sogenannte Individualpromotion oder traditionelle Promotion, bei der die Dissertation in Betreuung einer Doktormutter oder eines Doktorvaters verfasst wird. Der Verlauf und die Dauer der Promotion hängt in diesem Fall stark von der Disziplin, Eigeninitiative und Motivation des Doktoranden ab, der das Forschungsprojekt selbstständig in Absprache mit dem Betreuer definiert, plant und umsetzt und auch dessen Finanzierung in Eigenregie organisiert. Daneben existieren strukturierte Promotionsprogramme in sogenannten Graduiertenschulen oder Graduiertenkollegs, deren Abläufe standardisierter sind. Sie führen in der Regel in maximal drei bis vier Jahren zur Dissertation, sind häufig jedoch auch an bestimmte Projekte und Themen geknüpft. Der Besuch einer Graduiertenschule wird grundsätzlich durch Promotionsstipendien finanziert, weshalb die Bewerbungsverfahren um strukturierte Programme von Natur aus aufwendig sind. Organisiert und gefördert werden die meisten Graduiertenkollegs von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), deren Stipendien demnach nur für Promovierende in strukturierten Programmen zur Verfügung stehen. Für individuell Promovierende gibt es zahlreiche andere Stipendiengeber – von großen Begabtenförderungen über kleine Institute bis hin zu Vereinen und kirchlichen Trägern. Eine Übersicht mit aktuellen Links findest du am Ende dieses Artikels.
Fachrichtung
Die großen deutschen Begabtenförderungswerke wie etwa die CDU nahe Konrad-Adenauer-Stiftung und die Friedrich-Ebert-Stiftung (SPD) vergeben Promotionsstipendien in allen Studienfachrichtungen. Viele kleinere Stiftungen und Institute sind jedoch auch auf die Förderung von Dissertationen in bestimmter Fachgebieten spezialisiert. In den zentralen Stipendiendatenbanken von e-fellows und MyStipendium können Promotionsstipendien gezielt nach Studienfach gefiltert gesucht und gefunden werden.
Promotion im In- oder Ausland
Wer ein Forschungsvorhaben im Ausland realisieren möchte, kann sich an spezialisierte Stipendiengeber wie etwa den DAAD (Deutsche Akademie Austauschdienst) wenden, der Doktoranden nicht nur in finanzieller Art und Weise, sondern ebenfalls bei der organisatorischen Planung und Durchführung des Auslandsaufenthaltes unterstützt. Auch die Europäische Union und die Deutsch-Französische Hochschule fördern Promovierende über das ERASMUS+ Programm sowie grenzübergreifende Doktorandenkollegs und integrierte PhD Tracks.
Häufig können deutsche Doktoranden ebenso Promotionsstipendien des Landes, in dem der Forschungsaufenthalt stattfinden soll, in Anspruch nehmen. Eins der beliebtesten Stipendien für Auslandsaufenthalte zu Forschungszwecken ist das US-amerikanische Fulbright Program.
Die meisten deutschen Begabtenfördeungswerke vergeben ebenfalls Stipendien für forschungsbezogene Auslandsaufenthalte und stellen zusätzliche Mittel für z. B. Sprachkurse bereit. Weitere Informationen und Links dazu findest du in der Tabelle am Ende dieses Artikels.
Außeruniversitäres Interesse und Engagement
In Deutschland gibt es 13 große Begabtenförderungswerke sowie zahlreiche kleinere Stiftungen, die Promovierende mit herausragenden universitären Leistungen finanziell und ideell im Rahmen ihrer Stipendienprogramme fördern. Die Stipendien werden aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung gewährt und insbesondere von großen politischen Parteien und Kirchenverbänden getragen. Jedoch gelten bei der Bewerbung um ein Stipendium bei den Begabtenförderungswerken und Stiftungen nicht nur besondere Anforderungen an die Qualität des Promotionsvorhabens. Außeruniversitäre Interessen sowie das persönliche Gesamtbild werden bei der Stipendienvergabe berücksichtigt Von Promotionsstipendiaten wird u. a. ehrenamtliches Engagement sowie ein Blick „über den Tellerrand“ erwartet. Die Begabtenförderungswerke sind um den fachlichen Austausch ihrer Stipendiaten bemüht und ermutigen sie besondere Verantwortung in Gesellschaft, Politik, Wissenschaft und Wirtschaft zu übernehmen. Das politische, gesellschaftliche oder kirchliche Engagement der Stipendiaten sollte dabei stets im Einklang mit den Zielen des Stipendiengebers stehen.
Unter www.stipendiumplus.de organisieren sich die Begabtenförderungswerke auf einer gemeinsamen Homepage. Dort berichten Stipendiaten ebenfalls von ihren Erfahrungen als Teil einzelner Stipendienprogramme. Darüber hinaus stellt jedes Begabtenförderungswerk ausführliche Informationen zu ihren Zielen, Fördermöglichkeiten sowie -bedingungen zur Verfügung. Eine Übersicht über die größten Stipendien in Deutschland inkl. Fristen für die Bewerbung, persönliche Voraussetzungen sowie den Umfang des Stipendiums findest du am Ende dieses Artikels.
Die Stipendienbewerbung
Die Bewerbung für ein Promotionsstipendium verläuft bei den meisten Stipendiengebern in mehreren Stufen. Das Bewerbungsverfahren erfordert in einem ersten Schritt die Einreichung schriftlicher Bewerbungsunterlagen, welche aussagekräftig in Bezug auf die persönliche Motivation und Eignung sowie das konkrete Promotionsprojekt sind. Anhand dieser erfolgt eine Vorauswahl. Kandidaten werden anschließend zu einer (häufig mehrtägigen) Auswahltagung eingeladen, im Rahmen derer sie ihre fachliche sowie persönliche Qualifikation unter Beweis stellen können. In der Regel geschieht dies anhand von Gruppendiskussionen, Einzelgesprächen und schriftlichen Assessments.
Stipendienbewerbungen sind in der Regel aufwendig. Bereits das Zusammenstellen der schriftlichen Bewerbungsunterlagen nimmt viel Zeit in Anspruch und erfordert zudem ein hohes Maß an Selbstreflektion. Ausformulierte Lebensläufe und Motivationsschreiben sind wichtige Bestandteil einer jeden Stipendienbewerbung. Sie sollten mit Sorgfalt bearbeitet werden und explizit auf die persönlichen Erfahrungen, Ziele und Stärken sowie die (förderungswürdigen) Besonderheiten des Promotionsvorhabens hinweisen.
Aus Erfahrung vieler Stipendiaten lohnt sich der Aufwand immens. Denn ein Stipendium sichert nicht nur finanziell für die Zeit der Promotion ab. Es ermöglicht ebenfalls, Kontakte innerhalb und außerhalb des Stipendiatennetzwerks zu knüpfen und sich im Rahmen von Seminaren, Workshops, Netzwerkveranstaltungen und Fortbildungen weiterzuqualifizieren. Viele Doktoranden profitieren nicht nur fachlich, sondern vor allem persönlich von einem Promotionsstipendium.
Die größten deutschen Stipendiengeber und Förderprogramme im Überblick
Stipendiengeber | Stipendium / Dauer | Finanzielle / Ideelle Förderung | Voraussetzungen | Bewerbungsfrist |
Konrad-Adenauer-Stiftung (CDU) | Promotionsförderung / 1 Jahr mit Möglichkeit auf Verlängerung (regelmäßige Leistungskontrolle), Förderhöchstdauer: 2 Jahre |
1.350 Euro monatlich / Vielfältiges, intedisziplinäres Seminarprogramm, Qualifizierungsworkshops, Teilnahme an Veranstaltungen der Stipendiatengruppe am Hochschulort |
Überdurchschnittliche Studienleistungen, ehrenamtliches Engagement, Identifikation mit den Werten der Stiftung, aussagekräftiges Exposé, Masterabschluss vor weniger als 5 Jahren | 15. Januar oder 15. Juli Link zur Bewerbung |
Friedrich-Ebert-Stiftung (SPD) | Promotionsförderung / i.d.R. 2 Jahre, max. 3 Jahre |
1.350 Euro monatlich / Vielfältiges, intedisziplinäres Seminarprogramm, Qualifizierungsworkshops, Teilnahme an Veranstaltungen der Stipendiatengruppe am Hochschulort |
Überdurchschnittliche Studienleistungen, ehrenamtliches Engagement entlang der Werte der Stiftung, z. B. Jugendarbeit, Engagement in Verbänden oder NGOs, politischen Organisationen, | Bewerbung jederzeit möglich Link zur Bewerbung |
Heinrich-Böll-Stiftung (Bündnis 90/Die Grünen) | Promotionsförderung / i.d.R. 2 Jahre, max. 3 Jahre |
1.350 Euro monatlich / Promovierendenforum und Netzwerkveranstaltungen, praxisrelevante Trainings und Seminare zu Themen wie Wissenschaftskommunikation, Veranstaltungskonzeption, Publikationsstrategien oder Hochschuldidaktik |
Hervorragende Studienleistungen, gesellschaftliches Engagement sowie politisches Interesse | 1. März oder 1. September Link zur Bewerbung |
Hans-Böckler-Stiftung (Gewerkschaften) | Promotionsförderung / i.d.R. 2 Jahre, max. 3 Jahre |
1.350 Euro monatlich / Seminarprogramm, Praktikums-, Mentoring- und Coachingprogramme, Sprachkurse |
Herausragende Studienleistungen, gesellschaftspolitisches oder gewerkschaftliches Engagement | 1. Februar, 1. Juni oder 1. Oktober Link zur Bewerbung |
Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit (FDP) | Promotionsföderung / 1 Jahr mit Möglichkeit auf Verlängerung (regelmäßige Leistungskontrolle) |
1.350 Euro monatlich / Workshops, Trainings und Seminare zu aktuellen wissenschaftlichen und kompetenzorientierten Bereichen wie wissenschaftliches Schreiben, Präsentieren wissenschaftlicher Ergebnisse, Karriereplanung oder Krisenmanagement |
Fachliche sowie persönliche Eignung und erkennbares gesellschaftliches, liberal-orientiertes Problembewusstsein und Engagement | 30. April oder 31. Oktober Link zur Bewerbung |
Rosa Luxemburg Stiftung (DIE LINKE) | Promotionsstipendium / i.d.R. 2 Jahre, max. 3 Jahre |
1.350 Euro monatlich / DoktorandInnen-Seminare, Schreibworkshops, Forschungswerkstätten (Qualitative Methoden, Zeitmanagement) |
Hervorragender Studienabschluss sowie Nachweis eines ausgeprägten gesellschaftlichen Engagements im Sinne der Rosa-Luxemburg-Stiftung | 1. April oder 1. Oktober Link zur Bewerbung |
Hanns-Seidel-Stiftung (CSU) | Promotionsförderung / 1 Jahr mit Möglichkeit auf Verlängerung (regelmäßige Leistungskontrolle), Förderhöchstdauer: 2 Jahre |
1.350 Euro monatlich / Vielfältiges, intedisziplinäres Seminarprogramm, Promotionsfachtagung, Teilnahme an Veranstaltungen der Stipendiatengruppe am Hochschulort |
Überdurchschnittliche Studienleistungen, Engagement im politischen, kirchlichen oder sozialen Umfeld, persönliche Eignung: Staatsbürgerliches Verantwortungsbewusstsein, politische Aufgeschlossenheit und ein Bejahen der Ziele der Hanns-Seidel-Stiftung | 15. Januar oder 15. Juli Link zur Bewerbung |
Stiftung der Deutschen Wirtschaft | Promotionsstipendium / i.d.R. 2 Jahre, max. 3 Jahre |
1.350 Euro monatlich / Regionales Stipendiatennetzwerk, Seminare und Veranstaltungen sowie Promovierenden-Akademien |
Gesellschaftliches Engagement, Zielstrebigkeit, soziale Kompetenz, Allgemeinbildung, Fähigkeit zu vernetztem Denken, kommunikative Fähigkeiten |
Anfang Januar, Mitte April oder Ende August Link zur Bewerbung |
Studienstiftung des Deutschen Volkes | Doktorandenförderung / i.d.R. 2 Jahre, max. 3 Jahre |
1.350 Euro monatlich / Doktorandenforen, Vorträge, Kompetenzqorkshops, Sommerakademien, Kurztagungen und berufliche Orientierungsseminare, Forschungskolloquien |
Letzter Studienabschluss vor weniger als 4 Jahren, wissenschaftlich außergewöhnlich anspruchsvolles und innovatives Dissertationsprojekt, das innerhalb einer Förderdauer von drei Jahren abschließbar ist, weit überdurchschnittlich erfolgreich abgeschlossenes Studium, nachhaltig verfolgtes Engagement über die eigenen Belange hinaus sowie ein breites Interessenspektrum jenseits des fachlich Geforderten | Bewerbungen jederzeit möglich Link zur Bewerbung |
Avicenna Studienwerk | Förderung für Promovierende muslimischer Konfessionszugehörigkeit / i.d.R. 2 Jahre, max. 3 Jahre | 1.350 Euro monatlich / Vernetzung mit anderen Stipendiaten, Seminare zu religionsbezogenen Themen, Sommerschulen, Sprachkurse | Überdurchschnittliche akademische Leistungen, soziales Engagement, überzeugende Begründung für die Bewerbung beim Avicenna-Studienwerk | 1. April oder 1. Oktober Link zur Bewerbung |
Cusanuswerk Bischöfliche Studienförderung | Promotionsförderung für Katholiken / i.d.R. 2 Jahre, max. 3 Jahre | 1.350 Euro monatlich / Vielfältiges Bildungsprogramm, Netzwerk von Geförderten und Ehemaligen | Hervorragende fachliche Leistungen und interdisziplinäres Interesse, ausgeprägtes gesellschaftliches Verantwortungsbewusstsein, ehrenamtliches Engagement, Kreativität, Offenheit und Reflexionsvermögen, Mitgliedschaft in der katholischen Kirche | Anfang Januar und Mitte Juli Link zur Bewerbung |
Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerk | Förderung für jüdische Promovierende / i.d.R. 2 Jahre, max. 3 Jahre | 1.350 Euro monatlich / Stipendiatennetzwerk, gemeinsame Projekte wie Buchpublikationen, Ausstellungen und Diskussionsforen | Hervorragende universitäre und Forschungsleistungen, gesellschaftliches Engagement in jüdischen Gemeinden, im sozialen Bereich, in der Jugendarbeit, in studentischen Organisationen oder im gesellschaftlichen Umfeld | 30. April Link zur Bewerbung |
Evangelisches Studienwerk Villigst | Stipendium für Promovierende evangelischen Glaubens / i.d.R. 2 Jahre, max. 3 Jahre | 1.350 Euro monatlich / Vernetzung und Berufsorientierung, Beratung, Arbeitsgemeinschaften, Promovierendentreffen, Sommeruniversität | Zugehörigkeit zu einer evangelischen Kirche, zügig absolviertes Studium, überdurchschnittliche Studien- und Prüfungsleistungen (Abschlussnote mindestens »gut«, in Jura »vollbefriedigend«) | 1. Dezember Link zur Bewerbung |
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Headerfoto: Cole Keister on Unsplash