Finde deinen auratischen Moment!

Helena Keller

Universität Saarbrücken

Beim Stöbern in der Bestsellerabteilung einer Bücherei meiner Stadt fällt mir das bekannte Werk von Michel Houellebecq in die Hand. Den Geruch von frisch gedrucktem Papier in der Nase und das Stimmenwirrwarr anderer Kunden im Ohr lese ich ein paar Seiten quer.

Bei Anspielungen, wie „Absolventen der ENA“ rattert es in meinem Gehirn „Ach ja, die Elite der grandes écoles wie der École nationale d’administation, aus der sich die französischen Politiker rekrutieren ohne eine Ortsverband-Ochsentour machen zu müssen wie in Deutschland“. Als ich von der „place de la Sorbonne“ lese, sehe ich mich bildlich auf dem schicken Platz inmitten des Quartier Latin, wo sich neben Studenten eher die wohlhabenden Pariser aufhalten. Und als vom „französischen Laizismus“ die Rede ist, denke ich „Ja, hier liegt die kulturelle Ursache, die er anspricht. Im schon um 1900 nach der Affaire Dreyfus entstandenen Laizismus“. Ich halte kurz inne. Mir sagt alles etwas, jeder französische Name, die Orte, geschichtliche Daten. Das ist mein auratischer Moment. Das heißt es, Kulturwissenschaften studiert zu haben. Komplexe Zusammenhänge zu erkennen, Erklärungen für sie zu haben und in eine andere Kultur sowie Interkulturalität einzutauchen. Es mag bisweilen wenig greifbar sein, aber in genau solchen Momenten verstehe ich, wie viel ich eigentlich in meinem Studium gelernt habe.

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Auratikum: Mit Struktur zum „Auratischen Moment”

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