Richtig Zitieren: 5 Tipps fürs wissenschaftliche Schreiben 6 Jahren ago

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Wissenschaftlich richtig Zitieren gehört zu den Kernkompetenzen, die Studierende an deutschen Universitäten erlernen sollen. Keine Seminararbeit, Bachelorarbeit, Masterarbeit oder gar Doktorarbeit kommt ohne Zitate aus. Doch wann spricht man eigentlich von einem Zitat? Wann verwendet man welchen Zitierstil? Und wie kann man die mühsame Literaturarbeit eigentlich effizienter bewerkstelligen?

Der Quick-Guide zum Thema richtig Zitieren!

Was bedeutet wissenschaftlich Zitieren?

Bei der Benotung wissenschaftlicher Arbeiten wird in der Regel penibel auf die korrekte Zitierweise geachtet. Warum eigentlich? Was soll die Aufregung um vergessene Fußnoten und verdrehte Jahreszahlen?

Tatsächlich sind Fehler beim Zitieren gravierender als man denken mag. Denn bei umfangreichen wissenschaftlichen Arbeiten wie etwa Bachelorarbeiten, Masterarbeiten oder Dissertationen schützt Unwissenheit vor Strafe nicht. „Plagiat“ ist der unangenehme Fachbegriff für den Diebstahl geistigen Eigentums. Und so wird das Plagiieren vor Gericht auch geahndet: Als Straftat aufgrund eines Eingriffs in die Urheberpersönlichkeitsrechte. Das haben u. a. Plagiatsskandale rund um politische Größen wie Karl-Theodor zu Guttenberg, Silvana Koch-Mehrin oder Annette Schavan gezeigt. Die Plagiatsaffären hatten nicht nur die Aberkennung ihrer Doktortitel zur Folge, sondern zwangen die Akademiker letztlich auch zur Niederlage ihrer politischen Ämter.

Plagiieren, das kann zum Einen bedeuten, sich vorsätzlich oder unabsichtlich mit fremden Federn zu schmücken, indem man Fremdwissen nicht als solches kennzeichnet, sodass der Eindruck entsteht, es handele sich um eine Eigenleistung. Zum Anderen führt fehlerhaftes oder unvollständiges Zitieren gleichermaßen zum Plagiatsvorwurf. Wissenschaftlich und richtig Zitieren bedeutet nämlich auch, dass jede Idee und jede Interpretation, die nicht der eigenen entspricht, für den Leser nachprüfbar sein muss. Führt ein Verstoß gegen Zitierkonventionen dazu, dass die ursprüngliche Herkunft der übernommenen Information nicht eindeutig festzustellen ist, so entspricht das ebenfalls einem Plagiat. Dies gilt unerheblich davon, ob Textpassagen wörtlich wiedergegeben oder sinngemäß, also in eigenen Worten, zusammengefasst werden. Unterschieden wird in diesem Zusammenhang zwischen direkten und indirekten Zitierweisen, für die es jeweils Regeln gibt. Fakt ist jedoch: Jegliche Niederschrift von Informationen, die nicht aus der eigenen Denkleistung hervorgeht, nennt man Zitat und der Urheber der Quelle muss richtig zitiert werden.

Richtig wissenschaftlich Zitieren:  5 Dinge, die du beachten solltest

1. Direktes vs. indirektes Zitat

Richtig Zitieren bedeutet nicht nur, die gängigen Zitierkonventionen zu befolgen, sondern auch, ein optimales Verhältnis zwischen direkten und indirekten Zitaten beim wissenschaftlichen Schreiben einzusetzen. Den Großteil deiner Fremdliteratur solltest du indirekt in deiner Seminar- oder Abschlussarbeit zitieren. Lediglich sehr prägnante Aussagen, die einen Argumentationspunkt eindrucksvoll unterstreichen oder zusammenfassen und deren Ausdrucksstärke verloren gingen, wenn du sie in eigenen Worten formulieren würdest, werden direkt zitiert. Mit direkten Zitaten solltest du aus dreierlei Gründen sparsam umgehen:

 

  1. Mit einer bloßen Aneinanderreihung von Aussagen anderer signalisierst du deinem Prüfer, dass du dir wenig Mühe gegeben hast, eigene Worte für das Gelesene zu finden.
  2. Direkte Zitate stören bei exzessivem Gebrauch den Lesefluss.
  3. Du läufst Gefahr, dass Argumentationsketten verschwimmen und deine Arbeit unstrukturiert wirkt, wenn du vielfach direkte Zitate verschiedener Autoren aufeinander folgen lässt.

Das direkte Zitat am Beispiel:

Wichtig: Entscheidest du dich für die direkte Zitierweise, musst du das aus einem anderen Text Übernommene in doppelte Anführungszeichen („…“) setzen. Alles, was sich innerhalb dieser Anführungszeichen befindet, darf in keinster Weise ohne Kennzeichnung grammatikalisch oder syntaktisch verändert werden. Selbst Rechtschreibfehler müssen aus der Originalquelle übernommen werden. Allerdings darfst du in diesem Fall ein [sic] hinter dem Schreibfehler einfügen, um deinen Prüfer darauf aufmerksam zu machen, dass der Fehler kein versehentlicher Tippfehler deinerseits ist, sondern bereits der Ursprungsquelle entstammt. Nimmst du kleinere textliche (niemals inhaltliche!) Anpassungen am Zitat vor, um es z. B. in deinen Satzfluss zu integrieren, kennzeichnest du dies ebenfalls durch eckige Klammen [ … ]. Im Leitfaden zum richtigen Zitieren der Universität Duisburg-Essen findest du die aktuellsten Kennzeichnungskonventionen, z. B. für das Einfügen oder den Austausch einzelner Wörter innerhalb von direkten Zitaten.

Die direkte Zitierweise schreibt es vor, die genaue Seitenzahl anzugeben, auf der das Zitat seinen Ursprung hat.

Beispiel:

Niklas Luhmann schrieb über seinen Zettelkasten:

„Ohne zu schreiben, kann man nicht denken; jedenfalls nicht in anspruchsvoller, anschlussfähiger Weise. […] Wenn man [..] sowieso schreiben muß, ist es zweckmäßig, diese Aktivität zugleich auszunutzen, um sich im System der Notizen einen kompetenten Kommunikationspartner zu schaffen.“ (Luhmann, 1981, S. 222)

Das indirekte Zitat am Beispiel:

In den meisten Fällen reicht es, eine Fremdaussage in eigenen Worten wiederzugeben oder das Zitat indirekt einzuleiten. So fügt es sich häufig auch stilistisch besser in deine Bachelorarbeit, Masterarbeit oder Doktorarbeit ein. Dabei wird in der Regel im Konjunktiv zitiert. Da du bei der indirekten Zitierweise nicht im Wortlaut zitierst, benötigst du keine doppelten Anführungszeichen als Kennzeichnung. Sofern der Autor des Zitats Bestandteil der Satzstruktur ist, wird lediglich das Publikationsdatum der Quelle, aus der das indirekte Zitat stammt, in Klammern hinter den Namen des Autors gesetzt. Andernfalls werden indirekte Zitate am Ende des Satzes mit dem Zusatz (vgl. [Autorenname], [Publikationsjahr]) versehen.

Beispiel:

Der berühmte Soziologe Niklas Luhmann (1981) begründete seine spezielle Form der Wissensorganisation im Zettelkasten damit, dass man ohne zu schreiben ohnehin nicht in komplexen Zusammenhängen denken könne. Wenn man also sowieso schreiben müsse, könne man den Zettelkasten mithilfe der eigenen Notizen auch zu einer Art Ideengenerator in Form eines zweiten Gedächtnisses ausbauen.

oder

Der Zettelkasten erfüllt den Zweck eines innovativen zweiten Gedächtnisses, indem es Niederschriften enthält, ohne die es unmöglich wäre in derart komplexen Zusammenhängen zu denken (vgl. Luhmann, 1981).

2. Deutsche vs. amerikanische Zitierweise

„Deutsch oder amerikanisch?“, fragt so mancher Student im Seminar, wenn es ums richtige Zitieren in Hausarbeiten geht. Im Wesentlichen betrifft diese Frage lediglich die Art, mit der Kurzverweise im Fließtext angegeben werden. Dabei gilt grundsätzlich:

Deutsche Zitierweise = Kurzverweis per Fußnote

Nach dem deutschen Fußnotensystem werden Kurzverweise im Fließtext lediglich in Form von hochgestellten, durchlaufenden Ziffern eingefügt. Die Quellenangabe selbst findet sich am Ende der Seite – eingeleitet durch die im Fließtext verwendete Nummerierung der Zitate.

Amerikanische Zitierweise = Kurzverweis in Klammern im Fließtext

Das, was nach deutscher Zitierweise in der Fußnote steht, wird in diesem Fall direkt in Klammern in der Form ([Autorenname], [Publikationsjahr], [ggf. Seitenzahl]) in den Fließtext integriert.

Beide Zitationsvarianten haben Vor- und Nachteile. Beispielsweise verweisen Befürworter der deutschen Zitierweise darauf, dass Fußnoten den Lesefluss weniger stören als Direktverweise im Fließtext, womit deine wissenschaftliche Abhandlung insgesamt übersichtlicher wirkt. Bei der amerikanischen Zitierweise sparst du dir dafür das aufwendige Formatieren und Verwalten von Fußnoten. Zudem setzt sie sich im internationalen Forschungsumfeld zunehmend als Status Quo durch.

Welche Zitierform in deinem Fall die richtige ist, orientiert sich in der Regel an der gängigen Praxis im universitären Umfeld. Viele Universitäten verwenden mittlerweile die amerikanische Zitierweise, wie du sie auch im oben erläuterten Beispiel siehst. Die Anforderungen an den Zitierstil variieren jedoch zwischen Fakultäten, Studienfächern und Lehrstühlen. Frage am besten deinen Seminarleiter oder Betreuer deiner Abschlussarbeit nach der gängigen Zitierweise in deinem Fach bzw. seiner Präferenz.

Wichtig: Hast du dich für eine Zitierweise entschieden, bleibe unbedingt dabei! Die Mischform beider Varianten ist der Alptraum eines jeden Professors oder Seminarleiters und führt definitiv zu Notenabzügen in puncto richtig Zitieren.

3. APA, Harvard, Chicago & Co.: Welchen Zitierstil du wann brauchst

Amerikanische und deutsche Zitierweise = Kurzverweis im Text oder Fußnote: So weit, so gut! Nun wird es aber doch noch etwas komplizierter. Denn für jede Art von Anwendungsfall existieren aktuell über 8.000 verschiedene Zitationsstile. Zitationsstile schreiben die formale  Darstellungsform von Kurzverweisen und Einträgen im Literaturverzeichnis vor. Kurz gesagt: Ob Klammern, Punkte, Kommata oder Kursivschriften verwendet werden sowie in welcher Reihenfolge Angaben erscheinen, usw.. Für jeden Stil gibt es offizielle Regeln, die Studierenden in Form von Online Guidelines zur Verfügung stehen. Detailliert festgelegt ist zum Beispiel, in welcher Form, welche Art von Quelle (z. B. Printquelle vs. Internetquelle) dargestellt wird und wie Referenzen mit mehreren Autoren richtig zitiert werden. Die Universität Mannheim stellt ausgewählte Guidelines zu den beliebtesten Zitationsstilen zum Download zur Verfügung.

Auch bei den Zitierstilen gilt: Erkundige dich bei deinem Prüfer, welchen Stil du verwenden sollst. Als grobe Orientierung dafür, welcher Zitierstil in deinem Fach zu den beliebtesten gehört, kann dir diese Tabelle nützlich sein.

Die beliebtesten Zitierweisen je Fachrichtung:

Sozialwissenschaften APA, Turabian, AAA
Geisteswissenschaften MLA, Turabian, Chicago A, Chicago B
Politikwissenschaften APSA
Wirtschaftswissenschaften Harvard
Naturwissenschaften ACS
Rechtswissenschaften OSCOLA
Medizin Vancouver, AMA, NLM
Informatik/Elektrotechnik IEEE

Wie sich die Zitierstile im Einzelnen unterscheiden, liest du übrigens in diesem Blogbeitrag. Dort findest du ebenfalls konkrete Anwendungsbeispiele für jeden der hier aufgeführten Zitationsstile.

4. Das perfekte Literaturverzeichnis – darauf kommt es an

Es gehört zu den letzten Schritten beim wissenschaftlichen Schreiben und doch ist es eines der bedeutendsten Elemente einer wissenschaftlichen Arbeit und dazu eines der entscheidenden Benotungskriterien, auf die Betreuer von Bachelorarbeiten, Masterarbeiten oder Dissertationen sorgsam achten: Das Literaturverzeichnis.

Das Literaturverzeichnis dient dem Zweck der Auflistung aller in der Arbeit verwendeten Quellen. Auch für die Darstellung der Referenzen im Literaturverzeichnis gelten abhängig vom gewählten Zitationsstil festgelegte Regeln. Betreuer wissenschaftlicher Arbeiten kontrollieren Literaturverzeichnisse stichprobenartig auf:

 

  • Vollständigkeit: Lücken im Literaturverzeichnis werden als Plagiate gewertet. Liste daher unbedingt jede per Kurzverweis im Text oder als Fußnote zitierte Quelle im Literaturverzeichnis erneut auf – sogar dann, wenn dein Kurzbeleg bereits vollständige Angaben zu Autor, Titel, Jahr und Seite der Publikation enthält.
  • Formale Korrektheit sowie Einheitlichkeit entsprechend des im Vorfeld definierten Zitierstils
  • Künstliche „Aufblähungen“: Erwähne ausschließlich Literaturquellen im Literaturverzeichnis, die du tatsächlich im Verlauf deiner Arbeit direkt oder indirekt zitiert hast. Eine künstlich verlängerte Literaturliste fällt Betreuern, die täglich wissenschaftliche Arbeiten lesen, schnell ins Auge und wird als Täuschungsversuch verstanden.
  • Alphabetische Reihenfolge: Es gehört zur gängigen Konvention die Einträge im Literaturverzeichnis jeweils mit dem Autorennamen beginnend in alphabetischer Reihenfolge aufzulisten.

5. Effizient und richtig Zitieren mit Software

Im Dschungel der Zitationsregeln kann wissenschaftlich richtig Zitieren extrem komplex und mühsam sein. Mache dir das Leben einfacher, indem du dir spezialisierte Software zur Hilfe ziehst. Literaturverwaltungsprogramme wie beispielsweise Citavi, Zotero, Mendeley oder Endnote können alle deine Literaturquellen in einer gesammelten Datenbank speichern, nach deinen Anforderungen verwalten und als vollständig vorformatiertes Literaturverzeichnis in unterschiedlichen Zitationsstilen ausgeben. Damit gehört lästiges Abtippen von bibliografischen Daten der Vergangenheit an. Schreibprogramme wie Microsoft Word bieten ebenfalls grundlegende Funktionen des Referenzmanagements.

Eine Schritt-für-Schritt Anleitung zur Erstellung eines automatischen Literaturverzeichnisses findest du hier.

Auch im digitalen Schreibbegleiter von Auratikum kannst du dein Literaturverzeichnis mit einem Mausklick in über 8.000 verschiedenen Zitationsstilen ausgeben lassen und direkt in Word exportieren. Egal, welches System du nutzt: Mit den Funktionen digitaler Hilfsmittel zur automatischen Erstellung von Zitaten kann wissenschaftlich richtig Zitieren sogar Spaß machen, denn du musst deinen Schreibfluss viel seltener unterbrechen und kannst deinen Geistesblitzen freien Lauf lassen. Zudem beugst du formalen Fehlern beim Zitieren vor, die nach stundenlangem Brüten vor akademischen Texten schlichtweg menschlich sind. Und nach diesem Motto funktioniert wissenschaftliches Arbeiten ohnehin am effizientesten: Das, was eine Software gut kann – nämlich Informationen nach immer gleichen Mustern verarbeiten – gehört nicht unbedingt zu den menschlichen Stärken. Diese Art von Arbeit solltest du daher unbedingt delegieren, damit du dich voll und ganz der menschlichen Kernkompetenz widmen kannst: Dem Denken in „anspruchsvoller, anschlussfähiger Weise“ (Luhmann, 1981, S. 222).

Kurz und Knapp

Richtig Zitieren will gelernt sein. Die Regeln rund ums akademische Zitieren sind streng und kann dem einen oder anderen wissenschaftlich Schreibenden schon einmal die Nerven rauben.

Die gute Nachricht ist: Im digitalen Zeitalter schafft Software Abhilfe. Ob Microsoft Word, Referenzmanagement-Systeme wie Citavi oder Schreibbegleiter wie Auratikum: Es gibt zahlreiche Lösungen zur automatischen Literaturverwaltung, die dir das Formatieren von Referenzen abnehmen. Damit sparst du Zeit und Energie, um dich den wirklich wichtigen Dingen zu widmen: Dem wissenschaftlichen Schreiben. Hast du innerhalb der Software deine Literatur archiviert und den gewünschten Zitationsstil ausgewählt, musst du dir um die Einheitlichkeit sowie Vollständigkeit deiner Quellenverweise schlichtweg keine Gedanken mehr machen und schützt dich damit vor häufigen Fehlerquellen beim Zitieren. Auch die Angst vor unbeabsichtigten Plagiaten erledigt sich damit ganz von selbst.

Auratikum ist dein persönlicher Schreibbegleiter für deine Bachelorarbeit, Masterarbeit oder Doktorarbeit. In Auratikum verwaltest du deine Literaturquellen und deine Notizen einfach, schnell und sicher. Erfahre hier, wie Auratikum dich noch effizienter beim wissenschaftlichen Arbeiten macht – und probiere es gleich kostenlos aus.

Literatur:

Luhmann, Niklas (1981): Kommunikation mit Zettelkästen, in: H. Baier, H. M. Kepplinger, K. Reumann (Hrsg.) Öffentliche Meinung und sozialer Wandel/Public Opinion and Social Change, Wiesbaden.

 

Headerfoto: Frame Harirak on Unsplash

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