Schluss mit Prokrastination - Wissenschaftliche Arbeit als kreativer Prozess 7 Jahren ago

Die Ergebnisse der halbstündigen Multiple Choice Klausur sind online, bevor der Rückzug in die eigenen vier Wände gelungen ist. Das WLAN verbindet bereits vor dem Nachbarhaus. Ein Blick ins digitale Postfach verrät, was sonst noch auf dem Tagesplan steht: „Ihre AmazonPrime-Lieferung ist unterwegs zu Ihnen.“ „Kannst du morgen arbeiten? Bitte um Rückmeldung bis 12 Uhr.“ Und: „Festivaltickets sind bestellt!!! Freu mich!“

Es könnte ein so produktiver Tag werden.

Die Schulden werden direkt per Online-Überweisung beglichen, der morgige Tagesablauf via Kurznachricht der Chefin übermittelt. Schnell noch das neue Ikea-Regal aufbauen – und zum Sofort-Fotodrucker eilen, der sich jährlich am Tag vor Omas Geburtstagsbrunch als Retter in der Not erweist. Zwei Stunden später ist alles erledigt. Feierabend! Bis Outlook zum wiederholten Mal sanft zu erinnern versucht: „Gliederung abgeben.“ Fällig in drei Tagen…

Den meisten Studenten ist das Prokrastinieren nicht fremd. Selten lösen umfangreiche wissenschaftliche Arbeiten unbändigen Tatendrang bei ihren Bearbeitern aus. So manch einem erscheint die Hausarbeit gar als feindliches Wesen im nächtlichen Traum. Zu Unrecht. Ein Plädoyer für die wissenschaftliche Arbeit und wie wir es mit der richtigen Einstellung endlich schaffen, loszulegen.

Leben mit Sofort-Garantie

Wer sich im eingangs umrissenen Alltagsszenario selbst wiedererkennt, hat einen Teil der Antwort auf die Frage, warum das Anfangen so schwer fällt, bereits gefunden. Möbel zum Mitnehmen, Schnappschüsse auf Instagram, Einkaufen auf Knopfdruck. Unsere Welt verspricht voller schneller Lösungen zu sein. Das Streben nach sofortigen Ergebnissen ist zum Leidwesen von Motivation und Frustrationstoleranz längst selbstverständlich geworden. Tatsächlich hat das fatale Folgen für den Umgang mit wissenschaftlichen Arbeiten. Denn allen voran kam dabei die Wertschätzung für eine Eigenschaft abhanden, die für das Gelingen von Forschungsarbeiten unerlässlich ist:

Geduld

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Mit alten Tugenden zu neuen Erkenntnissen

Wissenschaftliches Arbeiten ist ein geduldiges Unterfangen. Es setzt gleichermaßen Mut und Vertrauen darin voraus, dass sich die Mühe – auch ohne sofortige Erfolgserlebnisse – früher oder später auszahlen wird. Während Klausurschlachten mit dem Kurzzeitgedächtnis gewonnen werden, ist beim Forschen Ausdauer gefragt. Das kann furchteinflößend sein –  oder aber befreiend. Denn der erste Entwurf wird nicht der letzte sein. Es geht schlichtweg nicht darum, von Anfang an Großartiges zu leisten. Dafür verspricht die wissenschaftliche Arbeit, was mit keiner Klausur jemals realisiert werden kann. Sie birgt die Chance auf eine Innovation.

Tatsächlich hat wissenschaftliches Arbeiten viel mehr mit Kreativität zu tun als man glauben mag. Denn dort, wo es kein Muster und keinen festen Fahrplan gibt, ist alles erlaubt. Fragen, Zweifel, Gedankenspiele. Neue Ideen entwickeln und alte verwerfen. All das ist Teil des kreativen Prozesses. Und manchmal passiert nach Tagen des vermeintlichen Nichtproduktivseins plötzlich etwas Magisches: Nicht zusammengehörig geglaubte Puzzleteile fügen sich zu einem ganz neuen, großen Bild zusammen.

Motivation ist Einstellungssache

Es ist also vor allem eine Frage der Einstellung – die Sache mit der Motivation. Wenn wir wissenschaftliches Arbeiten als eine kontinuierliche Chance begreifen, Neues zu erfinden, dann kommt die Lust daran von ganz allein. Wir müssen uns lediglich darauf einlassen.

Wie sagt man so schön: Der Weg ist das Ziel. Das gilt für vieles im Leben – für die wissenschaftliche Arbeit jedoch ganz besonders. Wer bereits atemberaubende Erkenntnisse von der Lektüre eines Wikipedia-Artikels erwartet, wird vor Enttäuschungen kaum bewahrt. In diesem Fall bleibt die Hausarbeit wohl nicht mehr als ein lästiger Begleiter. Wenn wir ihr hingegen wie auf einer Reise mit Umwegen begegnen, finden wir immer wieder Inspiration – und dann erscheint auch das Anfangen gar nicht mehr so unmöglich.

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